Definition Alleinseins- oder Verlassensangst

Autor: Peter de Hueber

Alleinseins- und Verlassensangst, (Eremophobie, oft auch Isolationsangst oder Autophobie) wird selbst in der Medizin oft mit dem Gefühl der Einsamkeit verwechselt. Sich einsam zu fühlen ist jedoch keine Angststörung, sondern ein gesundes Empfinden mangelnder sozialer Beziehungen. Denn der Drang, gesehen und verstanden zu werden, fördert positive Beziehungen und trägt so für eine gesundes Miteinander maßgeblich bei.

Alleinseinsangst selbst aber beschreibt die überwältigende Angst, allein zu sein oder verlassen zu werden. Als spezifische Phobie zählt sie zu den Angststörungen und kann Symptome wie Panikattacken, Atemnot und Herzprobleme auslösen. Betroffene empfinden in „Momenten des Alleinseins“ extreme Unruhe bishin zur Panik.

Quellen:

  • Bourne, E. J. (2011). The Anxiety and Phobia Workbook. New Harbinger Publications.
  • American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5).
  • Weiner, I. B., & Craighead, W. E. (2010). The Corsini Encyclopedia of Psychology.

Die Schulmedizin sagt

Aus schulmedizinischer Sicht fällt Eremophobie in der ICD-10 je nach Ausprägung unter F40.2, F40.1, F41.0 oder F41.1

Die Diagnose Panikstörung wird daher angewendet, wenn hauptsächlich Panikattacken auftreten, die noch nicht austherapiert sind.

Besteht die Krankheit seit vielen Jahren, wurde also nicht akut ausgelöst, so handelt es sich um eine generalisierte Angststörung.

Als Sozialphobie kann man diese Krankheit dann diagnostizieren, wenn die Angst vor allem soziale Isolation betrifft.

Die Diagnose Spezifische (isolierte) Phobie beschreibt die restlichen Betroffenen, die sonst keine weiteren Störungen wie etwa Panikattacken aufweisen.


Alleinseinsangst ist also an sich ein pathologisch gesteigertes Gefühl von Einsamkeit. Wir sprechen daher bei weitem nicht mehr von einem gesunden Gefühl, das uns zusammenbringt, sondern von Störungen des Lebensablaufesbis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen.

Der Begriff Alleinseinsangst ist in der Bevölkerung nahezu unbekannt, weil sie still und heimlich verläuft. Tatsächlich aber bewegt sich Eremophobie bei uns in der Größenordnung grippaler Infekte und sollte meiner Meinung nach auch die selbe Aufmerksamketi erhalten.

Hier die Zahlen alleine nur hier von Wien:

Laut einer SORA-Studie, die von der Caritas Wien durchgeführt wurde, leiden etwa in Wien rund 200.000 Menschen an Isolationsangst. Offiziell sind in Wien über 250.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen gemeldet, die Dunkelziffer ist natürlich deutlich grösser!

Laut einer SORA-Umfrage im Auftrag der Psychosozialen Dienste Wien (https://www.fsw.at/downloads/kundinnenbefragung/sora-psychosoziale-gesundheit-2023.1721306057.pdf) hatten 2022 fast eine halbe Million Menschen Suizidgedanken. Nur in Wien!

Da die Zahlen von tatsächlichen Suiziden bei der Statistik Austria nicht mehr für uns Bürger zugänglich sind, kann ich daher nur größenordnungsmäßig schätzen, dass Eremophobie etwa genau so tödlich ist wie Influenza.

Alleinseinsangst könnte man ohne viel Aufwand auf globalem Wege in wenigen Monaten auf einen Bruchteil reduzieren, doch seitens unserer Regierung gibt es dazu keinerlei Unterstützung und auch das Gesundheitsamt hält sich bedeckt, wie ich aus persönlicher Erfahrung in mehreren Fällen in den letzten 10 Jahren feststellen musste.

Ich darf zum Beispiel auf keinem Amt, auf keiner offiziellen Stelle unsere Selbsthilfegruppe bekannt machen. Ich muss sie bewerben, wie ein kommerzielles Produkt.

Es gibt tatsächlich sogar mehre Selbsthilfegruppen für Angststörungen, die ich in monatelangen Recherchen erst nach und nach entdecke, die jedoch wie wir alle nicht die Mittel haben, mehr als ein paar Promille der Betroffenen zu erreichen.

Ich selbst habe schon tausende Euro in unsere Selbsthilfegruppe investiert, arbeite mit vielen Organisationen zusammen und erreiche pro Monat gerade einmal 10 Personen.

Zum Vergleich, ich erreiche gerade einmal 10 von 250.000 Menschen die alleine in Wien meiner Meinung nach vollkommen unnötig leiden müssen!

Es gibt zögerliche Förderungen der Gemeinde Wien, aber grundsätzlich sind wir Bürger mit dieser Gesellschaftskrankheit auf uns alleine gestellt.

Warum das so ist?
Lies meinen Artikel „Ursachen der Alleinseinsangst“


Kommentare

11 Antworten zu „Definition Alleinseins- oder Verlassensangst“

  1. Avatar von Karin Frau Schneider
    Karin Frau Schneider

    Sehe das genauso !!!!

  2. Avatar von Mag. Michael Inhauser
    Mag. Michael Inhauser

    Spitalseinrichtungen wie zum Beispiel das LSF in Graz betreiben oft im Aufnahmeverfahren erschreckende Vorgehensweisen. Die Fünfziger-Jahre lassen grüßen. Dies ist kontra-produktiv und führt bei vielen Bedürftigen zu dauerhafter Ablehnung.

  3. Ich bin froh, dass es diese Möglichkeit gibt, sich in der Alleinseinsangstgruppe auszutauschen.Es gibt mir Rückhalt und hilft mir beim Heilen.Für mich insgesamt beruhigend.

  4. Deutschland ist uns wieder einmal voraus:

    https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/strategie-gegen-einsamkeit

    Es wird wohl so sein wie bei den Wechseljahren – da sagte der Gesundheitsminister Rauch dass er das Thema gar nicht annimmt denn es seien viel zu Viele betroffen.

    1. Bei uns in Österreich ist der Bund ganz offensichtlich taub, was die echten Bedürfnisse seiner Bürger betrifft.
      Dafür bietet Wien eine wirklich grosse Menge an Unternehmungen gegen Einsamkeit, vor allem für Senioren.
      Doch für die Menschen, die bereits so intensive Symptome unserer kalten sozialenUmgebung zeigen und sich in Beschäftigungstherapien auch nur missverstanden fühlen, Menschen, die sich nur noch zurückziehen wollen, dei unter Angstzuständen und Panikattacken leiden – für die, für uns, habe ich nur die Notanlaufstellen der Stadt Wien gefunden. Betreuung gibt es nur gegen Geld. Viele Geld 🙁

  5. Aufnimmt.

  6. Wo sind diese Menschen mit psychischen Erkrankungen in Wien gemeldet?

    Ich kann mit nur den FSW eventuell vorstellen? Oder die Statistik Austria vlt. über die zehnjährliche Befragung (wie heisst die noch Mal?)

    1. Avatar von Dejana Strasky
      Dejana Strasky

      Meine Alleinseinsangst löst körperlich zahlreiche körperliche Beschwerden aus. Ich lebe alleine und hab sehr wenig soziale Kontakte.
      Daher würde es mir Freude machen die Hilfe der Selbsthilfegruppe in Anspruch zu nehmen.
      LG Dejana

  7. Ich empfinde im ärgsten Fall eine komplette psychische Erstarrung.

  8. Dann gehts nur noch im Bereich Einsamkeit weiter: Beim Wiener Hilfswerk und bei der Plattform gegen Einsamkeit gibt’s „Tipps und Anregungen“.

    Das klingt für mich ein bisschen nach „Aktivität und Ablenkung“.

    Ich weiß nicht ob das Gefühl richtig oder falsch ist.

    1. Zum Glück leiden die meisten Menschn unter Einsamkeit und nicht unter Eremophobie.
      Einsamkeit lässt sich mit „Aktivität und Ablenung“ wirklich bekämpfen und das unterstützt die Stadt Wien ganz gut, finde ich.
      Aber für die Hochsensiblen, die echten Familienmenschen, die nach mehreren traumatischen Beziehungserlebnissen – und – oder vermusten schon an der Kippe ihrer Existenz stehen, die werden in unserer gesellschaft im Stich gelassen, habe ich seit vielen Jahren den Eindruck.t

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